Beseitigung eines störenden Tons im Restaurant eines Kreuzfahrtschiffs
The Challenge
Drei Wochen nach der Jungfernfahrt eines Kreuzfahrtschiffs meldete der Betreiber ein Problem: Ein störendes Geräusch beeinträchtigte einige Decks im hinteren Bereich des Schiffs. Eines dieser Decks beherbergte ein Restaurant, in dem die Gäste einen anhaltenden Ton ertragen mussten. Die beiden anderen Decks verfügten über Suiten mit einem echt tollen Ausblick aber leider auch mit einem recht nervigen Lärm.
Natürlich waren die Gäste unzufrieden und empfanden den verringerten Komfort als unvereinbar mit dem hohen Preis ihrer Kabinen. Alarmiert durch diese Beschwerden wandte sich der Schiffsbetreiber an uns.
Eine erste Ferndiagnose schloss einfache Ursachen aus, weshalb entschieden wurde, eine Messung vor Ort durchzuführen.
Die Lösung
Um die Ursache des störenden Geräuschs zu identifizieren und das Problem effizient zu beheben, starteten wir eine strukturierte, schrittweise Untersuchung an Bord. Durch detaillierte Messungen, Analysen und die Überprüfung der Konstruktion konnten wir das Problem auf seine Wurzel zurückverfolgen und praktische Lösungen empfehlen.
Die Vor-Ort-Untersuchung
Zwei Tage nach der ersten Kontaktaufnahme bestieg unser Akustikingenieur das Schiff, das in einem sehr schönen und sonnigen Hafen lag. Erste Gespräche mit dem technischen Leiter, dem Superintendenten und dem Hotelmanager bestätigten, dass das störende Geräusch seit der Jungfernfahrt des Schiffs vorhanden war. Trotz vorheriger Bemühungen der Werft konnte die Ursache nicht gefunden oder behoben werden.
Das Geräusch war klar tonal mit einer Frequenz und einem Pegel, die unabhängig von der Geschwindigkeit oder anderen Betriebsbedingungen des Schiffs blieben. Er begann bei etwa 6 Knoten und wurde weder durch das Steuern, den Seegang, die Beladung, die Temperatur noch die jeweils eingesetzten Generatoren beeinflusst. Auffällig war, dass der Ton offenbar von den großen Fenstern in den Kabinen und Restaurantbereichen ausging.
Umfassende Messungen
Mit diesen Erkenntnissen führte unser Ingenieur eine umfassende Messreihe im gesamten Schiff durch. Schnell wurde klar, dass nur der hintere Bereich des Schiffs betroffen war und die Lärmemissionen über den zulässigen Grenzwerten lagen.
Luft- und Körperschallmessungen wurden in den Suiten, in Fensternähe, im gesamten Restaurant sowie an technischen Stellen durchgeführt – darunter am Elektromotor, der Struktur oberhalb der Welle sowie oberhalb beider Ruder und Propeller.
Wesentliche Erkenntnisse
Die Messdaten zeigten, dass der Lärm besonders in Fensternähe am stärksten war und einen klar wahrnehmbaren Ton bei etwa 270 Hz aufwies. An Backbord und Steuerbord unterschied sich der Ton leicht um 0,7 Hz – ein Hinweis auf eine mechanische Ursache und nicht auf Umwelteinflüsse. Die Töne blieben unter allen Betriebsbedingungen stabil und entsprachen nicht der Frequenz rotierender Maschinen an Bord. Die höchsten Lärmpegel wurden direkt über Ruder und Propeller gemessen.
Diese Erkenntnisse führten zu einer klaren Schlussfolgerung: Die Ursache des Lärms war eine Resonanz, verursacht entweder durch das Ruder oder den Propeller. Die Vibrationen wurden über die Stahlstruktur des Schiffs übertragen, welche überall durch Innenwände von den Aufenthaltsbereichen akustisch isoliert ist. Die Fenster jedoch sind starr mit der Stahlstruktur verbunden und konnten so den Schall ungehindert abstrahlen.
Ursachenforschung
Um diese Hypothese zu überprüfen, forderten wir Konstruktionszeichnungen von Ruder und Propeller an. Die Analyse zeigte, dass die Geometrie des Ruders dem gemessenen Ton sehr nahekommt und die Differenz von 0,7 Hz vermutlich auf Fertigungstoleranzen zwischen Backbord und Steuerbord zurückzuführen ist.
Die visuelle Inspektion des Ruders bestätigte das Problem: Die Form wich leicht von den Standardkonstruktionen ab und begünstigte die Bildung eines Kármán’schen Wirbels. Dieser Wirbel erzeugte resonante Schwingungen, die stark genug waren, um die Ruderstruktur selbst anzuregen.
Maßgeschneiderte Lösungsmöglichkeiten
Unser Akustikberater präsentierte zwei mögliche Lösungen, um die Bildung des Wirbels hinter dem Ruder zu verhindern. Die erste Option war eine Veränderung der Rudergeometrie beim nächsten planmäßigen Werftaufenthalt. Die zweite, schnellere Lösung sah vor, bei der nächsten Hafenliegezeit durch einen Taucher einige 20 cm lange Stahlstäbe am Ruder anzubringen. Beide Varianten waren wirksam, und der Betreiber entschied sich für die Umsetzung.
Der Nutzen
Die Umsetzung unserer Lösung beseitigte den störenden Ton vollständig und stellte Ruhe und Komfort wieder her. Die Passagiere konnten erneut die entspannte Atmosphäre und das luxuriöse Erlebnis genießen, welches sie erwarteten – ohne störende Töne.
Für den Betreiber ergab sich durch die zügige und effektive Lösung nicht nur ein Erhalt seiner exzellenten Reputation, sondern auch die Minimierung möglicher Einnahmeverlusste durch unzufriedene Gäste. Die Lösung zeigt, wie maßgeschneiderte, fachkundige Akustikmaßnahmen einen großen positiven Einfluss auf Kundenzufriedenheit und deren betrieblichen Erfolg haben können.
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